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Toller Praxisworkshop an der Salzburger Schule HBLA Ursprung im Rahmen des österreichweiten Bildungsprojektes „Vielfalt auf meinem Betrieb“. Schüler/innen und Landwirte lernten gemeinsam, mit Totholz aktiv Lebensraum zu gestalten. Wichtiger Beitrag gegen den Verlust der Artenvielfalt in heimischen Wäldern.

(05.05.2022, Elixhausen/Salzburg) - Der Verlust der Artenvielfalt ist europaweit dramatisch. Auch in den heimischen Wäldern hat die Tierwelt in ihrer Biodiversität mit Rückgängen von mehr als 30 Prozent allein in den letzten zehn Jahren zu kämpfen. Ein Grund dafür ist das Fehlen von Totholz, das vielen Tieren Lebensraum und Nahrungsquellen bietet. In einem Praxisworkshop an der Salzburger Schule HBLA Ursprung lernten Schüler/innen gemeinsam mit gestandenen Landwirten, wie auch der Mensch durch gezieltes Eingreifen zum Erhalt dieser Lebensräume im Wald beitragen kann. Das Motto des Tages lautete: Naturschutz mit der Kettensäge!


“Intensive Landwirtschaft ist für unsere Versorgungssicherheit wichtig und unsere wirtschaftliche Basis. Jedoch bedroht der Klimawandel und der Rückgang der Artenvielfalt unsere Umwelt und Lebensqualität”, erklärt Gerrit Woerle, Chef der gleichnamigen Henndorfer Käserei und Mitinitiator des Workshops an der auf Landwirtschaft sowie Umwelt- und Ressourcenmanagement spezialisierten Lehranstalt in Elixhausen. “Wir wollen mit unserem Projekt "Artenvielfalt in Bauernhand" aufzeigen, wie man mit einfachen Mitteln auf ökonomisch wenig nutzbaren Flächen Gutes für die Natur und Biodiversität tun kann.“

Landwirtschaft und Naturschutz ist längst kein Widerspruch mehr
Ein zentrales Problem liege in der Tatsache, dass noch immer zu viele Landwirte in jeglichen Maßnahmen und Aktionen im Bereich Umweltschutz eine Bedrohung für ihre eigene Arbeit, ja ihren eigenen “Lebensraum” sehen. Wolfram Adelmann von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege widerspricht dieser Haltung vehement. Er ist selbst Waldbesitzer und aktiver Naturschützer: “In der heutigen Zeit gewinnt das harmonische Miteinander von Mensch und Natur immer mehr an Bedeutung und ist eine Voraussetzung dafür, unsere Umwelt für eine gemeinsame Zukunft möglichst intakt zu erhalten.”

Hohlräume als perfektes Habitat für hunderte Tierarten
Adelmann zeigte den Schülerinnen und Schülern der HBLA Ursprung sowie den teilnehmenden Landwirten aus der Umgebung beispielsweise, wie man Fichten als Totholz einsetzen kann. Die Kursteilnehmer übten mit einem speziellen Kettensägenanbau, dem sogenannten “Rindenschlitzer”, die Aufbereitung von Fichtenstämmen als Totholz, in dem Schädlinge wie Borkenkäfer und Buchdrucker keine Chance haben. Zudem wurden künstliche Baumhöhlen mit Deckel angelegt, die Lebensraum für Fleder¬mäuse, höhlenbrütende Vögel, Insekten oder Pilze bieten können. Bodennahe “Mulmhöhlen” wiederum können sogar in noch lebenden Bäumen geschaffen werden. Der Hohlraum entwickelt sich mit dem wachsenden Holz weiter, teilweise bis hin zum vollständig hohlen Baum - ein perfektes Habitat für hunderte Arten von Vögeln und Insekten.

“Jedes Stück Totholz zählt”
“Unsere Wälder sind zu jung”, betont auch Experte Martin Werneyer vom bayerischen Landesbund für Vogelschutz. “In Mitteleuropa sind nur acht Prozent älter als 120 Jahre. Die überwiegende Mehrheit der Bäume erreicht damit maximal 30 Prozent ihres natürlichen Alters. Unsere jungen Wälder bestehen überwiegend aus forstlich hervorragend gepflegten Bäumen. Für die Biodiversität brauchen wir aber auch Alt- und Totholz. Ob groß oder klein, sonnig oder im Schatten, Laub- oder Nadelholz, je vielfälti¬ger es vorhanden ist, desto mehr Arten können existieren. Jedes Stück Totholz zählt.” Die teilnehmenden Schüler der HBLA Ursprung und Landwirte aus Salzburg wissen nun, wie dieser "tote Raum zum Leben" auch von ihnen erhalten und sogar aktiv mitgestaltet werden kann - und sei es mit der Kettensäge.
Der Praxisworkshop „Naturschutz mit der Kettensäge“ fand im Rahmen des von Bund, Ländern und EU geförderten österreichweiten Projektes „Vielfalt auf meinem Betrieb - Wir Baue(r)n für die Vielfalt“ statt. Durchgeführt werden die Workshops vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) als Projektträger gemeinsam mit der Käserei Woerle als Projektpartner.

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  "Naturschutz mit der Kettensäge" hieß es im Praxisworkshop an der auf Landwirtschaft sowie Umwelt- und Ressourcenmanagement spezialisierten HBLA Ursprung. Im Bild: Schüler Julian Pernthaner.

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Kathrin Niedermüller, Marina Brandl und Cornelia Cimr (v.l.) lernten gemeinsam mit gestandenen Landwirten, wie auch der Mensch durch gezieltes Eingreifen zum Erhalt von Lebensräumen für Tiere beitragen kann.
Bildquelle: HBLA Ursprung (Abdruck für Pressezwecke honorarfrei)

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In einem Praxisworkshop an der Salzburger Schule HBLA Ursprung lernten Schüler gemeinsam mit gestandenen Landwirten, wie auch der Mensch durch gezieltes Eingreifen zum Erhalt dieser Lebensräume im Wald beitragen kann.

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Wolfram Adelmann von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege zeigte den Schülerinnen und Schülern der HBLA Ursprung sowie den teilnehmenden Landwirten aus der Umgebung, wie man Biodiversität im Wald erhalten kann.

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 Naturschutz im Wald funktioniert auch mit der Kettensäge: Forstlehrer Franz Keil von der HBLA Ursprung zeigt es vor.
Bildquelle: HBLA Ursprung (Abdruck für Pressezwecke honorarfrei)

 

Über die beteiligten Unternehmen und Organisationen:

„WOERLE wirkt weiter“: Unter diesem Titel hat die Käserei Woerle im Jahr 2019 ein umfangreiches Nachhaltigkeitsprojekt für eine enkeltaugliche Zukunft zum Wohle von Menschen, Tier, Umwelt und einer notwendigen Wirtschaftlichkeit initiiert. Die „WOERLE wirkt weiter“-Initiative beinhaltet, auf die Landwirtschaft abgestimmte Maßnahmen in den Bereichen Artenvielfalt, Tierwohl, Klima- und Ressourcenschutz und Soziales. Denn in der Käserei ist man überzeugt davon, dass gesunde Kühe, starke Bauernfamilien und eine intakte Umwelt, die Voraussetzungen für qualitativ hochwertige und gesunde Käsespezialitäten sind. Mittlerweilerweile beteiligen sich etwa 200 Bauern aktiv im Programm.


Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) ist die Bildungs- und Forschungseinrichtung in Bayern für einen modernen Naturschutz und innovative Umweltbildung. 1976 wurde die ANL als erste Naturschutzakademie Deutschlands in Laufen an der Salzach gegründet. Sie gehört zum Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Die Broschüre "Naturschutz mit Kettensäge" mit vielen Praxistipps für Waldbesitzer steht zum Download bereit unter: https://www.anl.bayern.de/fachinformationen/naturschutz_mit_der_kettensaege/index.htm


Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e.V. setzt sich für den Erhalt natürlicher Lebensräume ein. In seinem größten Schutzgebiet, dem Rainer Wald, werden umfangreiche Erfahrungen zum Waldnaturschutz gewonnen und weitergegeben. Die Broschüre "Artenvielfalt im Wald - Schwerpunkt Totholz": https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-wald-flur/praxistipps-fuer-waldbesitzer/

Die HBLA Ursprung bietet eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung in den Fachrichtungen Landwirtschaft bzw. Umwelt- und Ressourcenmanagement. Ergänzt wird das Angebot der Schule im Salzburger Flachgau durch einen Aufbaulehrgang für Absolventen von land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen. Alle Infos gibt es online auf www.ursprung.at.

 


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