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Vortrag und Debatte über das „Projekt Aufklärung“ im Rahmen einer pädagogischen Konferenz für alle Lehrkräfte an den Hertha Firnbergschulen in Wien 22, ein Beispiel von Beschäftigung mit gesellschaftspolitisch aktuellen Themen im Zeichen der Professionalität von Lehrenden.


Heiko Heinischs Vortrag am 15.2.2017 überzeugte. "Was hat uns die Aufklärung gebracht?", fragte der renommierte Forscher und Autor, "Trotz aller Rückschläge im Verlauf der letzten beiden Jahrhunderte und trotz der Schrecken zweier Weltkriege und des Völkermordes an den europäischen Juden, was nicht einer Dialektik der Aufklärung geschuldet ist, sondern anti-aufklärerischen Bewegungen, haben wir nun schon seit 70 Jahren in Europa freie und demokratische Gesellschaften, die ihren Bürgerinnen und Bürgern die Menschenrechte garantieren. Wir leben seit 70 Jahren in Gesellschaften, wie es sie zuvor nie gegeben hat und wie es sie noch heute in weiten Teilen der Welt nicht gibt. Aber wir müssen uns immer wieder bewusstmachen, wie fragil diese Gesellschaften sind. Wenn wir jene Freiheiten, die uns mit und seit der Aufklärung erkämpft wurden nicht verteidigen, werden wir sie eventuell schneller verlieren, als wir uns heute vorstellen können."

 

HHeinisch Aufklärunggroß

Die Hertha Firnbergschulen setzen mit dieser Veranstaltung die langjährige Beschäftigung mit Migrations- und Integrationsfragen fort. Themen wie die Stellung von Religion in unserer Gesellschaft, Genderproblematik in Ehrkulturen werden vermehrt im Unterricht behandelt und haben auch in die Themenpools verschiedener Fachgruppen Eingang gefunden haben, vor allem in Fächer wie Politische Bildung und Geschichte, Fremdsprachen, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaftliche Reflexion oder im Schwerpunktfach Interkulturelle Kompetenz & Wirtschaft.

Die gegenwärtige Debatte über Integration, über Islam und Europa wird kontrovers und emotional geführt. Die Konfrontation der westlichen, auf individuellen Lebensentwürfen basierenden Gesellschaft mit der Zuwanderung von Menschen aus traditionell kollektivistisch geprägten Strukturen verläuft nicht spannungsfrei, wie wir täglich erleben.

Direktorin Ettl betonte in ihrer Begrüßung:
"Ich sehe die Beschäftigung mit gesellschaftspolitisch aktuellen Themen als Professionalität von Lehrenden. Wir müssen eine ernsthafte Debatte zum Thema Integration führen und uns immer auch darüber im Klaren sein, dass alle Phänomene von Ausgrenzung ihren Ursprung in der sozialen Frage haben. Religion, jede Art von kultureller Ausgrenzung, Parteienbildungen, die sich auf eine besondere Nationalität stützen, sind letztlich alles Reaktionen auf wirtschaftliche Probleme. Wir müssen die Argumente kennen, sie an unsere SchülerInnen weitergeben, die wiederum ihrerseits aufgerufen sind, sich nicht von vordergründigen Argumenten verleiten zu lassen und das schulinterne, reichhaltige Angebot zur politischen Bildung, wie den Debattierclub und die Freifächer politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz und Diversity (IKD) zu nützen."

Good practice – Beispiel für den Transfer der Konferenzinhalte in den Unterricht (Wirtschaftsfächer, politische Bildung und Geschichte, z.B.) in Notebook-Klassen (eLearning-Unterrichtseinheiten):
Material: Die Video-Aufzeichnung des Vortrags von Heiko Heinisch wird in kleinere, thematisch zusammenhängende Kurvideos geschnitten, die man auch auf eMoodle verwenden kann. Ein dazu passendes Worksheet mit Arbeitsaufgaben, eine „Prezi“ für ein Powerpoint-Karaoke.
Umsetzung: SchülerInnen eines 4. Jahrgangs sehen die Videos als Hausübung an und bearbeiten die Arbeitsaufgaben auf dem Worksheet; die anschließende Besprechung dient als Einleitung zum Thema „Säkularismus“. Der Vortrag dient außerdem als Grundlage für einige Diplomarbeiten (z.B. Rechtspopulismus, Immigrationsfragen, Gender).

Der Vortrag von Heiko Heinisch wurde von Margit Eisl eingeleitet (Einleitung zum Nachlesen auf www.firnbergschulen.at/blog), sie übernahm auch die Moderation der Diskussion im Anschluss. „Es ist ein grobes Missverständnis, dass die Vernunft gegenüber Glaubenswahrheiten tolerant sein muss; die Vernunft hat nichts zu dulden, was ihren Ansprüchen nicht genügt. Wären die Aufklärer und Religionskritiker, von Voltaire über Feuerbach bis zu Marx, Nietzsche und Freud ähnlich wie wir von der Besorgnis getragen gewesen, nur ja keine religiösen Gefühle zu verletzen, hätte es keine Aufklärung, keine Menschenrechte, keine moderne Lebenswelt gegeben.“ (Konrad Paul Liessmann)

Text: Maria Ettl/Foto: Hajnalka Berenyi-Kiss


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